Shahverdi Ahadov kam im Jahr 2007 in die Schweiz – als Flüchtling. In seinem Heimatland Aserbaidschan studierte er Ökonomie und biologische Landwirtschaft, und arbeitete als stellvertretender Wirtschaftsminister.
Warum die Schweiz?
Was hat ihn in die Schweiz verschlagen? «Die Schweiz ist für viele innovative Ideen offen», sagt er, und sie investiere in die Landschaft und in den Frieden. Während sechs Monaten arbeitete Ahadov 2009 im Rahmen einer Integrationsmassnahme des RAV in der Forstbaumschule in Lobsigen. Seit 2011 hat er eine feste Anstellung bei der Swatch Group, doch die Verbindung nach Lobsigen hat er gehalten.
Der selbsternannte Natur- und Friedensförderer hat eine Vision. Er wünscht sich einen Ort in der Schweiz, an dem 120 Nussbäume gepflanzt werden können. Die 120 Bäume sollen für die 120 Bundesrätinnen und Bundesräte stehen, die seit 1848 die Schweiz regierten, und mit einer Plakette versehen werden. Seine Motivation zur Umsetzung einer «Klimaplantage» ist eine andere. «Mit den 120 Nussbäumen kann viel CO2 eingelagert werden», man müsse nicht im Ausland das Kohlendioxid kompensieren, sagt Ahadov. Ein weiterer wichtiger Punkt, der für eine Klimaplantage mit Nussbäumen spricht, ist die Frucht. «Ich habe mir die Handelsbilanz der Schweiz angeschaut», sagt Ahadov. Ihm sei aufgefallen, dass viel mehr Baumnüsse importiert als exportiert werden. Daher sieht er wirtschaftliches Potenzial in dem Nahrungsmittel Nussöl. Im Dreieck der Nachhaltigkeit sind somit schon zwei Parameter erfüllt. Eine Klimaplantage ist gut für die Umwelt und kann zum wirtschaftlichem Ertrag beitragen.
Die dritte Säule betrifft die soziale Komponente. Auch dort überzeugen nach Meinung Ahadovs die Nussbäume, denn er findet sie schön. «Die Schweiz ist ein schönes Land, aber man muss auch seinen Beitrag leisten», ist er überzeugt. Nussbäume können, wenn sie solitär stehen, beeindruckende Dimensionen annehmen. Sie sind ein Blickfang, Nahrungsspender, CO2-Speicher und Lebensraum für Vögel und Insekten.
Bis Ostern ist noch Zeit
Ein Teil seiner Nussbäume (Sorte Franquette) wird in der Forstbaumschule in Lobsigen von Thomas Peter und seinem Team grossgezogen. Vor vier Jahren zogen die veredelten Jungbäume ein. «Es wird Zeit, dass sie bald umgepflanzt werden können», sagt Peter. Wenn sie zu gross werden, ist eine Umpflanzung riskant. Bis Ostern sei es noch möglich, einen Standort für die Bäume zu finden.
Shahverdi Ahadov sucht einen Ort, das kann eine Gemeinde sein, eine Betriebsgemeinschaft oder eine einzelne Landwirtin oder Landwirt, der oder die eine Fläche von zirka 1,5 ha zum Bepflanzen mit 120 Nussbäumen anbietet. Das Pflanzgut muss nicht bezahlt werden. Einzige Bedingung ist, «es muss eine zusammenhängende Fläche sein», so Ahadov.
Nussgruppe Bern
In Sichtweite der Forstbaumschule liegt der Betrieb von Urs und Sandra Schaller-Tüscher. Im Jahr 2009 haben sie die ersten 50 veredelten Nussbäume gepflanzt und in den folgenden Jahren kamen nochmals 400 Jungbäume dazu. Es formierte sich die Nussgruppe Bern (mit 20 Produzenten und 30 ha Nussbaumfläche), und seit dem letzten Jahr steht bei Schallers in Dotzigen eine Verarbeitungslinie für Nüsse bereit. Es wurde in eine Wasch-, Kalibrier- und Trocknungsanlage investiert.
Von Schallers bekommt Shahverdi Ahadov seine Baumnüsse. Auch er hat investiert, und sich eine elektrische Ölpresse angeschafft. Mit den Baumnüssen aus Dotzigen presst er kleine Mengen «Super Premium Baumnussöl». Super Premium, weil die Nüsse handverlesen sind. Ahadov hat in Biel seine «Baumnussöl-Hausmanufaktur Ahadoff» gegründet und hofft darauf, sein Nussöl bald verkaufen zu können. Der Wahl-Schweizer ist überzeugt von seinem gesunden Öl und auch überzeugt davon, mit einer Klimaplantage einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz und damit für das Wohl der Gesellschaft zu leisten.